Qualität und Sicherheit in Zeiten der Kalamität

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Kalamität – ein Begriff, der momentan vielerorts zu hören ist, mit dem aber auch einige nicht allzu viel anfangen können.

Begriffsklärung „Kalamität“: Neben der allgemeinen Bedeutung einer schlimmen, misslichen Lage steht der biologische Kalamitätsbegriff für schwere Schäden in Pflanzenkulturen bedingt durch Orkane, Dürren, Insekten, Schnee oder andere Extremereignisse.

Eine Kalamität kann viele Ursachen und Wirkungen haben, die regional sehr unterschiedlich ausfallen können. In der Forstwirtschaft bedeutet eine Kalamitätssituation, dass der Holzeinschlag aufgrund eines Naturereignisses wie Schneebruch, Windwurf, Insektenfraß zur Walderhaltung notwendig ist und die Menge des Holzeinschlages dabei außerordentlich hoch ist. Dabei wird schnell von Schadholz gesprochen, da es durch einen Sturmschaden oder Insektenbefall nicht wie üblich und geplant zur Holzernte kommt. Vielmehr ist schnelles Handeln außerhalb des Üblichen wichtig, damit mögliche negative Folgen eingedämmt werden.

In der Waldwirtschaft erfordert dies zum Beispiel die Schadensfeststellung und -erhebung, die gezielte Aufarbeitung von Kalamitätsnestern, den Entzug von brutfähigem Material durch vollständige Aufarbeitung, eine schnelle Abfuhr des Schadholzes aus dem Wald, Vermeidung einer Anhäufung von frischem Totholz oder die Einrichtung von Lagerplätzen. Kalamitätsholz sollte bei Insektenbefall grundsätzlich getrennt von gesundem Holz gelagert werden. Eine laufende, regelmäßige und dokumentierte Befallskontrolle bei den Holzpoltern und Lagerplätzen ist notwendig. Eine Vielzahl rechtlicher Vorschriften ist zu beachten. Dies bindet extrem viele Kapazitäten: Personell, finanziell und organisatorisch.

Auswirkungen der Kalamitäten in 2018

2018 war ein Jahr, in dem Orkane, Trockenheit, Dürren, Insekten zur gleichen Zeit aufgetreten sind. Die Trockenheit schädigt das Feinwurzelsystem der Bäume. Die schon geschwächten Bäume boten eine hervorragende Angriffsfläche für Borkenkäfer. Buchdrucker und Kupferstecher ernähren sich als rindenbrütende Borkenkäfer von den nahrungsführenden Schichten und nehmen so dem Baum die Nahrung. Die grünen Baumkronen werden braun, der Baum stirbt ab.

Zur Eindämmung der Situation und zum Schutz gesunder Bäume musste schnell gehandelt werden. Befallene Bäume mussten sofort gefällt und aufgearbeitet werden. Diese ungeplanten Noternten führten zu einer Situation, in der mehr Holz anfällt als der Markt aufnehmen kann. Mit 64 Millionen Festmetern ist 2018 in Deutschland so viel Holz wie seit 2007 nicht mehr geschlagen worden, berichtete die Deutsche Welle am 22. April unter Berufung auf den Bundeverband der Deutschen Säge- und Holzindustrie. Hinzu kamen fehlende Lager- und Transportkapazitäten und schon über die Kapazitätsgrenzen hinaus ausgelastete Sägewerke. Auch Personalengpässe verschärfen die Lage. Schnell wurde auch Kritik am Kalamitätsmanagement der Forste laut.

Wetter und Getier unterscheiden nicht zwischen dem Staatswald, Körperschaftswald und den Wäldern zehntausender Kleinprivatwaldbesitzerinnen und -besitzer. Dass die Koordination von rund 2 Millionen Waldbesitzern in Deutschland alles andere als einfach ist, kann jeder umgehend nachvollziehen. Der kurze und milde Winter 2018/19 hat viele Borkenkäfer überleben lassen. Zudem sind viele Kalamitätsgebiete noch nicht aufgearbeitet. Daher rechnen viele Experten damit, dass sich die Situation in 2019 nicht entspannt, sondern sich noch verschärfen könnte. Je länger, trockener und heißer die Sommer also sind, desto massenhafter können sich Borkenkäfer vermehren, sofern keine rechtzeitigen Schutzmaßnahmen ergriffen werden. In der Folge werden nicht nur die Erholungs- und Schutzwirkungen des Waldes deutlich beeinträchtig. Vielmehr sind massive Ertragsverluste für Waldbesitzer die Folge.

Viel billiges Rundholz – das keiner will

Auf den ersten – leider kurzsichtigen Blick – könnten sich Säger und die nachgeschalteten Verwender wie die Holzpackmittelindustrie über vermeintlich günstigeres Holz freuen.
Dies ist aber zu kurz gedacht, da die Qualität des Holzes ebenfalls abnimmt und in einer breiten Varianz schlechter wird.
Verfügbare Mengen an Holz in der benötigten Qualität gehen zurück, da kaum noch bis gar kein gesundes Frischholz eingeschlagen wird. Zudem steigt der Aufwand für (Aus)Sortierung und weitere Qualitätssicherungsmaßnahmen bei Säge-, Verpackungs- und Bauindustrie. Dies führt sogar zu einem zunehmenden Export von Kalamitätsrundholz nach Asien.

Qualität und Sicherheit im Fokus der Holzpackmittelhersteller

Es liegt alleine schon in der Produktverantwortung des Holzpackmittelherstellers durch Qualität für Sicherheit zu sorgen. Letztlich ist das qualitativ schlechtere Holz für die Qualitäts- und Sicherheitsansprüche der Holzpackmittelbranche in der Regel nicht brauchbar. Qualitativ minderwertiges Holz ist unbrauchbar. Das zur Herstellung von Holzpackmitteln wichtige Seitenwarensortiment wird zu Hackschnitzeln zerspant. Höherwertige Stammteile sind von vielen begehrt. Die Einstandskosten für Schadholzsortimente sind vergleichsweise geringer. Die Folgeaufwendungen durch Qualitätssicherungsmaßnahmen wie das (Aus)Sortieren sind jedoch überproportional höher. Das Zerspanen und Aussortieren von Schadholz, Personal- und Transportengpässe bei gleichzeitigem Einschlagstopp für gesundes Frischholz verknappen die verfügbaren Sortimente an qualitativ einwandfreiem Holz. Die Beschaffungskosten für diese Sortimente steigen zwangsläufig.

Fazit möglicher Konsequenzen für die Holzpackmittelindustrie

• Experten rechnen damit, dass sich die Kalamitätssituation in 2019 noch verschärfen könnte.
• Die Abnahme der Holzqualität wird im Laufe des Jahres tendenziell zunehmen.
• Die Kalamitätssituation wirkt sich am stärksten auf eine Verknappung verfügbarer Seitenwaren-Sortimente an qualitativ einwandfreiem Holz aus und wird sich tendenziell fortsetzen.
• Verfügbare Mengen an Holz in der benötigten Qualität gehen weiter zurück, da kaum noch bis gar kein gesundes Frischholz eingeschlagen wird.
• Die Beschaffungskosten für die guten noch verfügbaren Holzsortimente steigen meist zwangsläufig.
• Die statischen und sonstigen zugesicherten Eigenschaften müssen weiterhin sichergestellt und gewährleistet sein.
• Der Aufwand für (Aus)Sortierung und weitere Qualitätssicherungsmaßnahmen in der Säge-, Verpackungs- und Bauindustrie wird zunehmen.
• Der Sortieraufwand wird auch mit Blick auf die Einhaltung der ISPM-15 Vorschriften beim weltweiten Versand von Holzpackmitteln deutlich zu nehmen, denn die reine ISPM 15 Behandlung bei  entsprechender Begutachtung in Zielländern mit deutlichen Tendenzen zu nicht-tarifären Handelshemmnissen wird nicht zwingend mehr ausreichend sein.
• Empfehlenswert ist eine zusätzliche Holztrocknung und Holzsortierung, um Beanstandungen durch zum Beispiel Schimmelbefall oder sichtbare Insektenbohrlöcher zu vermeiden.
• Durch die zunehmende Holzverknappung und nicht-tarifäre Handelshemmnisse könnte das Ausweichen auf Hauptware, KVH, BSH, o. ä. notwendig werden.
• Beim außereuropäischen Export ist besonders zu achten auf:
o den ausschließlichen Einsatz von ISPM 15 konformen Holz und Holzwerkstoffen
o eine einwandfreie ISPM 15 Kennzeichnung
o die Verwendung von Holz ohne Anzeichen eines (durch ISPM 15 Behandlung ehemaligen) Insektenbefalls
o die Einforderung von Behandlungsnachweisen bei Lieferanten
o die Zugabe der Behandlungsbelege und Zertifikate zu den Lieferpapieren
o die Aufteilung einer Lieferung auf mehrere Bills of Lading (B/L)
o die Meidung bestimmter Häfen

Quellen: https://www.wald-und-holz.nrw.de/forstwirtschaft/borkenkaefer/; Praxisleitfaden Fichten-Borkenkäfer; http://www.stmelf.bayern.de/wald/waldschutz/borkenkaefer/index.php; Forst-BW Info: Borkenkäfer erkennen, vorbeugen, managen; HPE

Die o.g. Informationen stellen eine Zusammenfassung zu aktuellen Marktgeschehnisse dar. Es ist kein Anspruch auf Vollständigkeit und Rechtsverbindlichkeit ableitbar.